<<<<< zurück
weiter >>>>>

Zeitungsberichte aus Michaelnbach

im Jahre 1900

Linzer Volksblatt 11. Januar 1900

— Volksbewegung im Jahr 1899, Michaelnbach: Seelenzahl 1134, Trauungen 6, Geburten 41, Sterbefälle 39.

Linzer Volksblatt 25. April 1900

— Vom Blitze erschlagen. Die in Itzling, Bezirk Peuerbach, bedienstet gewesene 34 Jahre alte Magd Rosa Burgstaller, aus Baumgartsau in Mühlkreis gebürtig und dorthin zuständig, wurde den 22. d. M., abends, bei dem stattgehabten heftigen Gewitter, vom Blitze in der Nähe der Ortschaft Seiblberg, Gemeinde Michaelnbach, erschlagen.

(Linzer) Tages-Post 27. April 1900

(Todesfälle.) Am 24. d.M. starb in Schärding Herr Franz Aigner, emerit. Dechant des Decanates Schärding, bischöfl. geistlicher Rath, zuletzt Pfarrer in Taufkirchen bei Schärding. Dechant Aigner war 1832 zu Sanct Georgen im Attergau geboren und 1857 zum Priester geweiht. Als Cooperator wirkte er in Michaelnbach und Peuerbach, in letzterer Pfarre auch als Administrator, Provisor und Curatbeneficiat, als Pfarrer in Münzkirchen und Taufkirchen. Der Verstorbene war Ehrenbürger der Gemeinden Peuerbach, Bruck-Waasen und Steegen. Das Leichenbegängnis fand heute statt.

Linzer Volksblatt 21. Juni 1900

-  Ried (Innkreis. (Unterschiedliche Händel.) Der Kranzlsonntag, wie hier der Sonntag nach dem Fronleichnamsfeste allgemein genannt wird, gilt seit jeher als kritischer Tag erster Ordnung. An diesem geben sich die Mädchen und Burschen vom Lande ein Stelldichein, um da zu singen, zu tanzen und zu — raufen. Selten aber gieng es so lebhaft zu, wie am letzten Sonntag. Gerauft wurde von der Frühe bis spät in die Nacht und die durch Gendarmerie verstärkte Sicherheitswache hatte vollauf zu thun, die Excedenten hinter Schloss und Riegel zu bringen. Schon während der Procession fand im Sommerkeller des Herrn Jungreithmayr die erste Schlägerei statt, die aber durch das energische Einschreiten des Wirtes bald ein Ende fand.
-  Um halb 2 Uhr nachmittags gieng es im Gasthause „zum goldenen Stern" los. Zwischen zwei Wippenhamer Zechen war eine Rauferei entstanden, in derem Verlaufe der Mairsohn von Neuratting, Johann Bögel, von Matthias Penninger, Knecht beim Stiglbrunner in Mairing, und Ludwig Schachinger, Knecht beim Reisetbauern in Reiset, mit diversen Raufinstrumenten fürchterlich zugerichtet wurde.
-  Um 8 Uhr abends kam es im gleichen Locale abermals zu einer Rauferei, die mit der Arretierung der beiden Knechte Ignaz Hüller und Franz Kainzl aus Bankham, Gemeinde Eitzing, endete.
- Um 10 Uhr abends war der Gasthof Scharsching der Schauplatz eines solchen Raufhandels. Dortselbst wurde der Knecht Michael Doppler, beim Spitzer in Weierfing, Gem. Aurolzmünster, bedienstet, vom Knechte Michael Kleinpölzl, bedienstet beim Liesenbauer in Murau, Gemeinde Aurolzmünster, blutig geschlagen. Nach der Verhaftung fand man bei dem rauflustigen Burschen außer einer Messingkette, an der ein zerrissenes Brieftäschchen die Stelle einer Uhr vertreten musste, noch ganze 4 kr. Bargeld. Zwei Burschen wurden wegen versuchter Vereitlung der Arretierungen, die verehelichte, nach Michaelnbach zuständige Marie Zauner wegen beschäftigungslosen Herumvagierens verhaftet.
-  Mitleidige Passanten der Bahnhofstraße sahen dortselbst einen anscheinend vollbetrunkenen Mann liegen. Sie zerrten ihn auf einer Zweiradler und fuhren ihn zur Wachstube, wo sich derselbe wie leblos vom Gefährte nehmen und in das Zimmer tragen ließ. Als ihn der dort anwesende Gendarm beim Namen nannte, kam er jedoch schnell zur Besinnung, und machte sich zur allgemeinen Heiterkeit eiligst auf die Beine.

(Linzer) Tages-Post 7. Juli 1900

Im Genossenschafts-Register des Kreisgerichtes Wels wurde bei der Firma: „Vorschusscassenverein für die Orts- und Pfarrgemeinde Michaelnbach, registrierte Genossenschaft mit unbeschränkter Haftung," 1. das Vorstandsmitglied Anton Nöbauer gelöscht, und 2. die Wahl des Franz Egger, Wirt und Fleischer in Michaelnbach, zum Vorstandsmitglied und des Josef Lindmayr, Besitzer des Parzergutes zu Michaelnbach. zum Ersatzmann, sowie der bishengen Vorstandsmitglieder Josef Muggenhumer zum Obmann und Johann Lehner zum Obmannstellvertreter eingetragen

Linzer Volksblatt 10. Juli 1900

Michaelnbach, 6. Juli. (Wiederum ein Zehner- Jäger gestorben.) Ein wackerer Kämpfer des ruhmreichen 10. Feldjäger-Bataillons, namens Jakob Wagner, welcher vom März 1847 bis Juli 1852 activ bei genannter Truppe diente, ist am 4. d. M. gestorben. Derselbe hatte im Jahre 1848 in Italien an den Gefechten bei Santa Lucia, Monte Barito, bei der Porta Romana in Mailand, bei welch letzterem die von Mailands Bürgern hergestellten 12 Kanonen, die 12 Aposteln benannt, welche sich derzeit im k. k. Arsenal in Wien befinden, von den Zehner-Jägern erbeutet wurden, sowie im Jahre 1849 an der Schlacht bei Novara und anderen theilgenommen. Glücklich kam er aus diesen Gefahren davon. Gerne sprach er von den Ereignissen und Erlebnissen dieses Feldzuges und mit besonderer Begeisterung von dem geliebten Oberfeldherrn Radetzky, sowie dem heldenmüthigen Obersten Kopal. Nun ist der wackere, biedere und selbst in Trübsalen und Unglück gottergebene und heitere Jakob Wagner, vulgo Naderböck Jakl zur großen Armee eingerückt. Wie beliebt und geachtet derselbe war, zeigte die große Theilnahme an seinem heute stattgefundenen Leichenbegängnisse. Die Gemeinde Michaelnbach bereitete ihrem geliebten Veteranen, ihrem Zehner- Jäger ein so feierliches Leichenbegängnis, wie es eben in einer Landgemeinde nur möglich ist.

— Eine Episode aus seinem Leben sei noch erwähnt. Vor Jahren, als er noch in der Pfarre Natternbach war, wurde er von einem wilden Stiere mit den Hörnern im Unterleibe schwer verletzt.- Jakob verband sich die schwere Wunde einigermaßen und gieng, so gut es eben gehen mochte, zu dem eine gute Wegstunde entfernten Arzte. Es war abends. Der Arzt meinte, er brauche jemanden, der das Licht halte, damit er zum Zunähen der Wunde sehe. Der Verwundete erklärte, er thue dies selber, er brauche und wolle keinen Zuseher und thatsächlich hielt er die Kerze und leuchtete dem Arzte, während ihm derselbe die Wunde vernähte. Als der Arzt damit fertig war, sagte er, dies sei ihm noch nie vorgekommen; mir auch noch nie, erwiderte der verwundete Jakob. Jetzt wollte der Arzt durchaus, er solle sich nach Hause fahren lassen. Doch Jakob war dagegen, er erklärte zu Fuß nach Hause zu gehen, denn als Zrißner sei er hergangen, als Gflickter wird er wohl heim können, außer es hätte er (der Arzt) seine Arbeit, die Flickerei schlecht gmacht. Sprachs und führte seinen Vorsatz auch aus, seine-Willensstärke überwand Alles.

Linzer Volksblatt 22. Juli 1900

Michaelnbach, 20. Juli. (Wahl.) Bei der am Donnerstag den 19. d. M. stattgefundenen Constituierung der neuen Gemeindevertretung wurde Herr Josef Hendlmair, Besitzer des Liplmairgutes in Michaelnbach, zum Gemeindevorstand (zum drittenmal); die Herren: Heinrich Hamann, Gemeindearzt; Johann Hötzeneder, Maschinenfabrikant, und Josef Wohlmair, Gastwirt, zu Gemeinderäthen; Anton Nöbauer, Pfarrer; Franz Wohlmair, Postmeister; Johann Hendlmair, Obermair; Matthias Doppelbauer, Pulsamer; Michael Rumpfhuber, Wiedeneder; Franz Aichinger, Mitter; Matthias Schörgendorfer, Mair in Seiblberg, und Stephan Wagner, Eiglseder, zu Ausschüssen erwählt.

 (Linzer) Tages-Post 28. Juli 1900

(Kindesmord.) Die 24 Jahre alte Magd Katharina Pfaffinger, nach Neukirchen a. W. zuständig, war bei den Bauerseheleuten Mathias und Maria Wagner vulgo Hartmannseder in Schölmlachen, Gemeinde Michaelnbach, seit Lichtmess d. J. bedienstet. Pfaffinger, welche sich im hochschwangeren Zustande befand, verließ am 14. d. M ihren Dienstort, um angeblich zu ihrem Onkel nach Neukirchen zu gehen, um daselbst zu entbinden. Am 17. Juli kam Pfaffinger wieder in ihren Dienste zurück und gab über Befagen ihrer Dienstgeberin bezüglich der Entbindung an, dass das Kind todt zur Welt gekommen und dieses von der Hebamme sofort weggeschafft worden sei. Bezüglich des Ortes, wo die Geburt stattfand, gab dieselbe ausweichende Antworten. Da dies den Eheleuten Wagner bedenklich vorkam, so entließen sie die Pfaffinger aus dem Dienste, welche zu dem Bauer Johann Schörgendorfer vulgo Brunner in Mairdoppl kam. Am 21. Juli begab sich die Bäuerin Therese Schörgendorfer vulgo Mairin in Seiblberg, Gemeinde Michaelnbach, zu ihrem in der Nähe des Hauses befindlichen Teich, um Wäsche zu waschen, und bemerkte zu ihrem Entsetzen in demselben eine Kindesleiche herumschwimmen, die sie mit Hilfe ihres Mannes und mehrer Nachbarsleute herausfischte. Als die Mutter dieses Kindes wurde die erwähnte Pfaffinger eruiert und am 22. d. M. von der Gendarmerie verhaftet. Dieselbe gestand nach vorherigen ausflüchtigen Reden ein, am 14. d. in der Nähe des besagten Teiches In einem Gesträuche von einem lebenden Kinde männlichen Geschlechtes entbunden zu sein und dasselbe eine Viertelstunde nach der Gehurt in den Teich geworfen zu haben, welchen Entschluss sie schon etliche Wochen vorher gefasst habe, da sie obendrein für ein zwei Jahre altes außereheliches Kind zu sorgen habe.

 (Linzer) Tages-Post 15. Dezember 1900

(Raubversuch.) Man schreibt uns aus Grieskirchen unterm 13. d. M.: In den gestrigen Nachmittagsstunden kam in der Gemeinde Michaelnbach ein Zigeuner in ein Bauernhaus und forderte unter gefährlichen Androhungen von der zufällig allein anwesenden Bäuerin Geld. Als die Bäuerin den unheimlichen Eindringling barsch abwies, wurde er thätlich und versuchte das Weib zu würgen. Glücklicherweise kam ein Knecht vom Felde in die Stube, worauf das Individuum durch eine Nebenthür Reißaus nahm und seinem Verfolger, da es zu dunkeln begann, entkam.

<<< zurück - Übersicht - vor >>>

<<<<< zurück
weiter >>>>>