1620 - 1624 Friedrich Jacob - evangelischer Pfarrer von September 1620 bis Oktober 1624

Jacob wurde 1614 als Gesellpriester in Natternbach erwähnt und kam als Nachfolger Khüttner’s, der Ende Mai 1620 die Pfarre verließ nach Michaelnbach. Seinen Amtsantritt dokumentierte er im Taufbuch mit den Worten:

Kirchenbuch, Taufregister der Pfarre Michaelnbach, Aspoltzkirchen jener die von hier stammen und aus der Nachbarschaft zur Taufe hergebracht wurden, beginnend ab 3tio nonarum 7bris anni 1620 (= Donnerstag 3. September 1620)

Die erste von ihm durchgeführte Taufe fand am 23. September 1620 statt, die Einträge im Trauungsbuch beginnen am 6. September 1620. Dazu sei bemerkt, dass die Einträge immer die Verkündung eines Aufgebotes betrafen welche 2 aufeinander folgende Sonntage zu verkündet war. Die eigentliche Hochzeit fand meist am darauf folgenden Dienstag statt. 
Um den römisch-katholischen Glauben mit allen Mitteln durchzusetzen verfügte Kaiser Ferdinand II mit dem "Reformationspatent" vom 4. Oktober1624, das evangelische Prediger und Lehrer innerhalb von 8 Tagen auszuweisen sind und das Land zu verlassen haben. Den Pastoren Oberösterreichs wurde der Landesverweis am 10.Oktober zugestellt und eine 8 tägige Frist gewährt.

Seinen letzten Eintrag im Taufbuch machte er deshalb am Donnerstag, den 10. Oktober 1624, am letzten Tage seiner Amtszeit in Michaelnbach. Vermutlich bereits in Kenntnis des unmittelbar bevorstehenden Landesverweises hingegen fand am Sonntag den 6. Oktober 1624 die Hochzeit seiner Tochter Susanna mit Hans Mair aus Neukirchen statt.

Der Trauungsbucheintrag dazu lautet:

Georg weilandt Hannsen Mair zu Dietzling bey Neukirchen Rosina seiner Haußfrauen beider Conleuth seligen ehelicher Sohn nimbt Susanna, des ehrwirdigen und gelehrten Herrn Friderich Jacobi Pfarrer allhier zu Michelbach, Susanna seiner Hausfrauen eheliche Tochter.

(Georg, der ehelicher Sohn des gewesenen Hans Mair in Dietzling bei Neukirchen und seiner Frau Rosina, beide Eheleute und verstorben, nimmt Susanna, die eheliche Tochter des ehrwürdigen und gelehrten Herrn Friedrich Jacobi, Pfarrer hier zu Michaelnbach und seiner Frau Susanna.)

Jacob und die evangelischen Geistlichen der umliegenden Gemeinden flohen zwischen 10. und 18. Oktober nach Regensburg und stellten dort ein Aufnahmegesuch in Vohenstrauß (in der Oberpfalz) wohin sie dann Ende des Jahres 1624 übersiedelten. Unter ihnen befand sich auch Jacob Rabus, der bis 1622 Leiter der Volksschule Michaelnbach war und bis zur Vertreibung in Natternbach diente. Friedrich Jacob bekam ab dem 20.05.1625 aus Nürnberg 2 Gulden als Unterstützung. Sein Sohn Heinrich, verblieb in Regensburg und wurde dort am 01.10.1626 im Alter von 26 Jahren beerdigt. (Krauß, Evang. Pfarrer, S. 142; Krauß/Enzner, Regensburg, S. 475)

Auszug aus „Österreichische Exulanten in Vohenstrauß“ von Heribert Batzl, in „Die Oberpfalz“, 1960, 48. Jahrgang

Als Kaiser Ferdinand II. im Jahre 1619 den Thron bestieg, erreichte der Kampf zwischen dem evangelisch gewordenen Bevölkerungsteil in Österreich und den Kräften, die eine Rückführung zum alten Glauben erstrebten, seinen Höhepunkt. War doch der Kaiser nicht nur ein Freund der Jesuiten, sondern hatte überdies zusammen mit seinem Vetter Maximilian (von Bayern) auf der Universität Patres dieses Ordens zu Lehrern gehabt, die ihm Geist und Richtung für sein ganzes Leben gaben.

Im Jahre 1619 nun vereinigte Ferdinand die Gesamtheit des österreichischen Hauses und erhielt Böhmen und Mähren. Was dieser Auseinandersetzung noch die besondere Note gab, war die Tatsache, dass sich Böhmen an das Haupt der prot. Union angeschlossen hatte: ein Grund mehr, nach der berühmten Schlacht am Weißen Berge bei Prag noch schärfer gegen die Protestanten vorzugehen.

Noch vor dem Dekret der Reformationskommission vom 10. Oktober 1625 setzte bereits eine Auswanderungsbewegung ein, längst also, bevor die evangelischen Geistlichen aufgefordert worden waren, unverzüglich das Land zu verlassen. Wann die aus ev. Predigern bestehende Exulantengruppe nach Vohenstrauß kam, ist aus den Akten nicht zu entnehmen. Doch sandte sie wohl im Sommer des Jahres 1624 eine Abordnung an den Landesherren, den Pfalzgrafen August, mit der Bitte um „einnehmung“ (d.h. Aufnahme) im Markte Vohenstrauß. Dies geht aus einem landesherrlichen Schreiben vom 24. September 1624 hervor, das an den Pfleger zu Vohenstrauß gerichtet war und diesen anwies: „Wann dann mit solchen Exulanten billich ein christliches mitleyden zu haben, wir auch nicht zweifeln, das Sie sich ohne der Bürgerschaft beschwerung ihrem gethanen erbieten ... still und friedlich erzeigen werden. Sochem nach ... sind wir zufrieden, daß sie sich bis zu ander weitter gelegenheit in gedachtem Marckh vffhalten mögen“. Diesem Schreiben (Staatsarchiv Amberg, Sulzbacher Akten, Nr. 3304) ist ein „Verzeichnis der Prediger vnnd Exulum, so aus dem Landt Österreich Ob der Enß vertrieben worden“ beigefügt, das in erster Linie dem Familienforscher wichtiges Material bieten kann, weil es Heimatort und Herrschaft der einzelnen Vertriebenen sowie die Personenzahl angibt. Das 1624 angefertigte Verzeichnis führt folgende Namen auf:

 

1. Haußruckh Vierttl. - Mense Octobri - 1624

Herr Barthlme Rißer, Dorf, vnter dem Wol Edlen Gestrengen Sebastian Hail ;

Wolf Kollerwaldt vnd sein Sohn, Branckhirchen Dorff, vnter Wohlgebohrnen Herrn Helmhardt Jerger;

M. Philipp Jacob Huetstöckh, Ridau, Schloß, Marckht vnter Wohlgeb. Herrn Bartlmenn Freih. von Dietrichstein

Jacob Schram, Roydt, Schloß in simili (Taufkirchen an der Trattnach);

Jacob Hueber, Aißersheimb, Schloß und Markt unter dem Wohl Edl Otto von Hohenfeldt seel. Erben;

M. Hannß Georg Jungmann, Köppach, Schloß unter dem Wohlgeb. Herrn Helmhardt Jörger Freiherrn ;

M. Christian Kheil, Vmbvenach (Unterach), Schloß, unter dem vom Adl Lasser von Lasseregg;

Matthaeus Busaeus, Bennewang, Dorf unter dem Wohlgebohrenen Herrn Gundackher Herrn zu Polheimb ;

M. Leopold Mößlinger, Dorff Bachmaning, unter dem Wohlgeb. Herrn Gundackher, Herrn zu Polheimb ,

M. Matthias Herpius, Schloß Wirtting und Ofenhausen, unter Christoff Ludwigen Weißen sel. Erben;

Georg Steininger und M. Johann Tischer, Stainakirchen, Dorff unter Herrn Gundackher, Herrn zu Polheimb;

Augustin Khrammayr, Gallspach, Markt & Schloß unter Wohledl und Gestrengen Hannß Ludtwig Geyman;

Georg Haydergaßer, Dorf Jörger Stift St. Jörgen (St.Georgen), der Wohlgeborenen Jörgen Freiherrn gesamten Geschlecht gehörig vnnd Erbbegrebnuß ;

David Walther, Schloß Tolleth unter dem Wohlgebohrnen Herrn Hanß Jörgen Freiherrn ;

Friedrich Jacob, Michlbach, Dorff unter dem Wohlgeb. Herrn Grundackher Herrn zu Polheim;

Herrn M. Andre Harttman, Daniel Xylander, Wolfgang Pühler und Hannß Walther Weitzenkirchen, Markt und Schloß Weidenholz unter dem WohlEdl und Gestr. Ludwig von Höchenfeldt;

M. Clemens Popp, Gregorius Berchtoldt und Hanns Hadergaßer, Beuerbach gar schön groß, Schloß und Markt unter dem wol Edlen Gestrengen Chrstioph v. Hohenfeldt;

M. Huttenloius und Jacobus Rabius, Nadlerpach, Markt ;

Johann Roßner, Neumarck, Markt unter dem wohlgeb. Herrn Erasmo der Ältere v. Starnberg ;

M. Johann Simonius, M. Johann Frenckhl und Daniel Mulner, Grieskirchen, - Gundlacker, Herrn zu Polheim;

Albertus Poß, Walderndorf in simili ;

Andreas Wünckhler, Krenglbach, Dorf unter dem WolEdl und Gestrengen Marx v. Hohenfeldt Seel. Erben;

Samuel Vlerman, Henricus Suelius, Eberhardt Caesar und Johann Spangenberg, Eferding, Burg, Schloß und Staat unter wohlgeb. Herrn Erasmo d. Ä., Herrn v. Starnberg;

Wolfgang Koch, Schloß Harchling (?) und Dorf Holzhausen u. d. wohlgeb. Herrn Dietmar Schifer Freiherrn ;

Cyrianus Heß, Dorf Offering unter dem wolgeb. Herrn Sigmundt Adam, Herrn von und zu Traun ;

Martin Lamene, Schloß Traun in simili ;

Johann Schlepper Marchdreneth, Dorf unter dem wohlgeb. Herrn Helmhardt Jörger Freiherrn ;

M. Andreas Hafner und M. Johann Conradi, Stadt Welß ;

Andreas Khrener, Schloß Jhrnhardting und Polheim in Welß; unter des wohlgeb. Herrn Sigm. Ludwig Herrn v. Polheim sel. Erben ;

Andreas Steininger, Johannes Sartorius und Petrus Molterus, Markt Schwanstadt. Unter dem wohlgeb. Herrn Weickhardten Frhr. zu Polheim und Werttenburg;

Paulus Heyder Schloß Purkheim Jn simili;

Jeremias Neuheller Stadt Veckhlapruckh, M. Nikolaus Oloi Dorf Thalheimb, Spital, darinnen der Vhr alt Erbbegrbnuß ist. Unter dem wohlgeb. Herrn Friedrich Frhr. zu Polheimb und Warttenburg:

Johann Tauber, Dorf Bamppern;

Christoff Seidlmayer, Franckenburg oder zwispeln (!);

M. Wilhelm Schwäger, Veckhlamarckh, Neukirchen Dorff;

Georg Hemerl, Ampfelwang Dorf. Unter dem wohlgeb. Grafen und Herrn Frantz Christoff Keuenhüller

Leonhard Zitzschlcher, Schloß Wagrain unter dem Edl und Ehrvesten David Engel; Annaberg Markt: Unter dem wohlgeborenen Herrn Johann Joachim Äspär Freiherrn:

Herr M. Daniel Hitzler, M. Johann Majer und M. Johann Rebman, Haubt Statt Lintz.

 

Am 10. Oktober 1624 wurden innerhalb von acht Tagen aus Oberösterreich nachstehende Prediger, die sich zur Zeit der Abfassung der Liste noch in Regensburg aufhielten, vertrieben:

M. Johann Eckhardt aus der Freistatt;

Augustin Episcopus von Gallneikirchen unter dem wohlgebornen Herrn Casper H. v. Starnberg;

M. Martin Zentmüller von Lindach, vnter dem Edl unnd Gestr. Sebaldt Haiden;

M. Johann Conradus von Grießkirchen unter dem Wohlgeb. Herrn Gundackher,

Herrn zu Polheimb;

M. Andreas Hafner von Welß;

Johann Spangenberger von Efferting, spital prediger unter dem gesamten Geschlecht der wohlgebornen Herrn Schiffern, Freiherrn;

Georg Hadergaßer bei S. Jörgen, unter dem Wohlgebornen Herrn Hanns Jörger, Freiherrn;

M. Andreas Harttmann zu Weizenkirchen, unter dem Wohledl und gestr. Ludwig von Höchenfeldt;

M. Clement Popp von Beuerbach, unter dem wohledl. und gestr. Christoff von Höchenfeldt;

Wolffgang Kohlewaldt von Bronkirchen, unter dem wohlgebornen Herrn Helmhardt Jörger, Freiherrn;

M. Valentin Lang zu Müntzbach, unter dem Edl und Ehrnvesten Georg Schütter;

M. Andreas Steininger von Schwanß, unter dem wohlgebornen Herrn Weickhardten, Freiherrn zu Pohlheimb und Worttenburg;

Eberhardus Caesar von Efferting, unter dem wohlgebornen Herrn Erasmo dem Eltern, Herrn von Starnberg;

M. Daniel Danner von Gmündten Statt;

Andreas Winckhler von Krenglbach, unter des wohledlen und gestrengen Max v. Hohenfeldt seel. Erben;

Friedrich Jacob von Michlbach, unter dem wohledlen und gestr. Christopff von Hohenfeldt;

Georg Vogl aus der jungen Pfalz, vor 7 Jahren vertrieben, jetzt wiederum aus Oberösterreich von Reichenthal unter dem Edl und Ehrnvesten Georg Emmerich Stengel von Waldenfelß zum andern Mal.

 

Auszug aus „Geschichte der evangel. Lutherischen Kirchengemeinde Ortenburg“

Im Oktober 1624 verfügte Kaiser Ferdinand II. von Österreich die Ausweisung der Protestan­ten aus seinem Land. Der nächstgelegene Zufluchtsort für diese Glaubensflüchtlinge war die Grafschaft Ortenburg. So fanden unter Graf Friedrich Casimir (1591 - 1658) unmittelbar vor Ostern 1626 hundert dieser Flüchtlinge, davon 42 Kinder, zumeist aus dem Raum Grieskirchen, Neumarkt und Peuerbach, in Ortenburg Zuflucht. Bis Ende 1626 trafen nochmals mehr als 100 Glaubensflüchtlinge aus Osterreich, teils aus dem Lande ob der Enns, in Ortenburg ein. Da für die vielen Obdachlosen auf Dauer keine entsprechenden Wohnungen zur Verfügung standen, überließ ihnen der Graf in dem östlich von Ortenburg gelegenen Waldgebiet Grund und Boden, den sie roden und sich darauf ansiedeln konnten. So entstanden die heutigen Orte Vorderhainberg und Hinterhainberg. Nach der Überlieferung führten diese Österreicher den Mostobstanbau ein und brachten die Kunst des Mostbereitens mit, was in der Folgezeit wirtschaftliche Bedeutung erlangte.